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Donnerstag, 31. Juli 2014

Das große Ich und das kleine Ich

Das große Ich und das kleine Ich lebten zusammen in einer menschlichen Wohnung.Jeder hatte seinen Bereich und sie kamen gut miteinander aus obwohl sie doch sehr unterschiedlich vom Charakter waren.Das große Ich ist wie der Name schon sagt groß,wirklich groß.Groß im Auftreten,groß im Reden,groß im Handeln.Es schreitet selbstbewusst und sehr von sich überzeugt durchs Leben.Manchmal wirkt es sogar ein wenig arrogant und überheblich.Das kleine Ich ist genau das Gegenteil,bescheiden,still und leise.Es kümmert sich um die anderen und oft läuft es Gefahr unter gebuttert zu werden.Eine ganze Weile haben die beiden Ichs sich gegenseitig unterstützt und auf einander aufgepasst,so wurde keiner zu mächtig.Irgendwann jedoch,dachte sich das große Ich,nun ist mal Schluss mit lustig.Immer freundlich,immer nett,so kommt man doch in der heutigen Welt nicht zurecht.Es plusterte sich auf und drängt nach und nach das kleine Ich an die Seite.Das kleine Ich versuchte zuerst noch sich zu wehren,doch dann kapitulierte es.Es hat je keinen Zweck,ich bin halt eine aussterbende Rasse,so wie die Dinos,dachte es.Es sah ja,wer Erfolg hatte,solche Typen wie das große Ich.Das kleine Ich überlegte schon,ob es nicht auch zum großen Ich werden sollte.Es plusterte sich auch auf und versuchte forsch und selbstbewusst auf zu treten.Das große Ich wollte sich ausschütten vor Lachen,als es die Versuche des kleinen Ich bemerkte.Du kleiner Zwerg,sagte es hochnäsig zum kleinen Ich,an uns wirst du nie heran reichen,egal wie du dich abmühst.Ein kleines Ich bleibt ein kleines Ich.Darüber ärgerte sich das kleine Ich so sehr,das es tagelang nichts mehr sagte und sich komplett zurück zog.In seinem Inneren tobte jedoch ein Kampf.Aus seiner Menschenwohnung schaute es sich in der Welt um und entdeckte,das es noch mehr kleine Ichs gab,denen es genauso wie ihm ging.Die großen Ichs hatten sich ausgebreitet und beherrschten das Leben dort draußen.Das kleine Ich dachte nach,sehr lange dachte es nach.Dann kam es zum Schluss,das etwas geschehen müsste.Es nahm Kontakt zu den anderen kleinen Ichs auf und versuchte sie zu überzeugen,das sie sich zusammen schließen müssten um gemeinsam die großen Ichs in ihre Schranken zu weisen.Am Anfang zögerten die kleinen Ichs noch,es hat ja eh keinen Zweck,wir schaffen das nicht,wir werden halt immer klein bleiben und so tönte es in einem fort.Schließlich platzte dem kleinen Ich der Kragen und es polterte los:" Was seid ihr eigentlich für Waschlappen.Es stimmt schon,wir sind die kleinen Ichs,trotzdem sind wir genauso wertvoll wie die großen Ichs.Vor langer Zeit haben wir friedlich zusammen gelebt und uns prima ergänzt.So kann es wieder werden,wenn wir mutig und entschlossen uns den großen Ichs entgegenstellen."Es gab noch die eine und andere Diskussion,doch immer kleine Ichs wollten den Versuch wagen und die großen Ichs ihre Vormachtstellung streitig machen.Es dauerte eine ganze Weile,bis die großen Ichs einlenkten.Das große Ich,das mit dem kleinen Ich in einer Wohnung zusammenlebte,überzeugte seine Kollegen,das sie eigentlich die kleinen Ichs brauchen und es besser ist,wenn keiner zu mächtig ist.So bildeten sich nach und nach immer mehr Wohngmeinschaften von kleinen und großen Ichs.Es gibt leider immer noch zu viele von den großen Ichs in der weiten Welt,doch vielleicht schaffen es die kleinen Ichs es irgendwann,das die Zahl der großen Ichs sich immer mehr verkleinert.So hat das kleine Ich bewiesen,das es sich lohnt zu sich zu stehen und nicht andere zu imitieren.Jeder ist wertvoll und hat seinen Platz und seine Aufgabe auf der Welt.Es braucht einer den anderen,sonst kann es böse enden.

Sonntag, 20. Juli 2014

Ferien auf Balkonien

Ja,jetzt ist er da,der Sommer.Für Moni beginnt damit ihre Lieblingszeit,der Sommer und die Sommerferien.Dann leert sich ganz allmählich die Stadt und sie kann ihre Lieblingsplätze in aller Ruhe geniessen.Es ist ein Phänomen,was sich alljährlich wiederholt.Kaum haben die Ferien begonnen,werden Koffer gepackt und los geht es.Die Menschen überbieten sich mittlerweile schon,wer fliegt am weitesten weg und wo ist der exotischtiste Urlaubsort.Selbst die kleinsten Säuglinge werden wie kleine Mumien verpackt und unterhalten dann mit ihrem Protestgeheule den Flieger.Nein,das ist alles nix für die Moni.Sie bleibt schön daheim.Wenn andere ihren Koffer packen,gestaltet die Moni ihren Balkon.Die Balkonkästen kommen aus dem Keller und werden mit den üppigsten und buntesten Blumen bepflanzt.Dem Staub auf den Balkonmöbeln wird mit Möbelpolitur zu Leibe gerückt und die Sitzkissen nehmen ein Bad in der Waschmaschine. Die Moni schrubbt,wienert ,poliert und dekoriert und zum Schluss ist der Balkon eine kleine Wohlfühloase geworden.Da sitzt sie dann bei einem Cappuccino,Eiskaffee,Sangria oder Hugo,schaut in die Wolken,geniesst die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und fühlt sich so wohl wie der Mops im Paletot.Manchmal tut die Moni so,als ob sie Tourist in ihrer eigenen Stadt ist und entdeckt dabei die erstaunlichsten Dinge.Sie setzt sich in die Straßenbahn und fährt von einem Ende der Stadt zum Anderen.Sie hat auch schon mal eine Stadtrundfahrt mit dem Bus unternommen.Das Einkaufen gestaltet sich ebenfalls sehr angenehm,die Läden sind nicht so überfüllt und selbst die Verkäuferninnen schauen nicht so mürrisch drein wie sonst.Ja,Moni liebt den Sommer in der Stadt,dieses bunte Kaleidoskop an Farben und Gerüchen.Es riecht nach Sonnencreme,Vanilleeis,Heckenrosen,Lindenblüten,frischem Gras,Schwimmbad und vielem mehr.Die Luft ist weich und streichelt sanft die Haut.Die Bäume wiegen sich im Wind und die Vögel geben ein wundervolles Konzert.Am Abend,wenn die Sonne langsam hinter den Dächern verschwindet und der Tag der Nacht Platz macht,funkeln unzählige Stern am Himmel.Nun wird es allmählich kühler und man kann der Stille der Nacht lauschen,nur ein paar Grillen zirpen.
Wenn der Moni doch mal die Decke auf den Kopf fällt,surft sie ein wenig im Internet und bucht eine Kurzreise in Deutschland,ans Meer oder in die Nähe davon.Alles problemlos,ohne stundenlang Flug,ohne Sprachschwierigkeiten und ohne Angst.
Ja Moni liebt ihre Ferien auf Balkonien oder in der näheren Umgebung.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Der gelebte Traum

Karla Meierson saß auf ihrem Balkon und tat einen tiefen Seufzer.Sie wusste,eigentlich sollte sie hier nicht sitzen,doch das war ihr egal.In der Wohnung hinter ihr warteten die Betten auf frische Wäsche,der Fußboden rief nach dem Staubsauger,das Bad guckte schon ganz beleidigt und verlangte nach "Meister Proper".Ja,ja  murmelte Karla,ich weiß,eigentlich ... Eigentlich ist die Schwester von sollte,müsste,könnte usw. Karla goss sich eine frische Tasse Kaffee ein und schon umhüllte sie der Duft wie eine wärmende Decke.Karla schloss die Augen und vor ihrem inneren Auge lief folgender Film ab:
Sie stand in ihrer chaotischen,aber gemütlichen Küche und werkelte vor sich hin.Berge von Papier,Servietten,Bleistiften,Kleber und Skizzen lagen herum.Sie schnitt,faltete,klebte und schrieb.Es entstanden die verschiedenartigsten   Karten mit wundervollen Motiven und Gedichten.Diese Karten würden dann bei einem Basar ausgestellt werden und auch ihren Besitzer wechseln.Alle Besucher des Basars wären begeistert und sie, Karla würde sich vor Aufträgen nicht retten können.Vielleicht käme auch die Lokalpresse?
Oder sie würde phantastische Kuchen und Torten herstellen,leckeres Brot backen oder die neusten Marmeladesorten kreieren oder,oder,oder... Sie könnte auch ein kleines Cafe eröffnen oder eine kleine Pension an der Nordsee.Karlas Traum ging noch weiter.Sie sah sich in den buntesten Outfits,vorbei die Tristesse,Farben zogen in ihr Leben,wallende Röcke und Kleider fanden den Weg in ihren Kleiderschrank.
Sie würde Hüte tragen,jawoll und jeder würde sich erstaunt nach ihr umsehen.
Plötzlich zerriss ein durchdringendes Ring,ring,ring die Stille und drang in Karlas Traum ein.Ärgerlich und etwas orientierungslos öffnete Karla die Augen.Ring,ring,ring tönte es wieder,das Telefon.Karla erhob sich von ihrem Stuhl und murmelte vor sich hin:"Ist ja schon gut,ich bin schon unterwegs eine alte Frau ist kein D-Zug." Als sie das Telefon erreicht hatte,verstummte es. Na,dann eben nicht,sagte Karla,wer was will,meldet sich wieder. Nun erinnerte sie sich wieder an ihren Traum.Sie ging zurück auf den Balkon,setzte sich auf ihren Holzstuhl,schaute in die Wolken,beobachtete die Blätter des gegenüberliegenden Baumes,die sanft im Wind ihren Reigen tanzten und so ganz langsam reifte in ihr ein Entschluss."Warum eigentlich nicht",dachte Karla.Sie streckte sich,straffte die Schultern und sagte laut zu sich selbst:" Ja,"einfach nur Ja.Doch es war ein Ja zu ihr selber,ein Ja,wie Ich bin Ich,ein Ja,wie Ja, ich ändere etwas.
Karla hatte mal irgendwo gelesen,das man,wenn sich etwas verändern sollte,immer zuerst bei sich anfangen sollte.Genau das tat Karla Meierson.Sie fing langsam und behutsam mit kleinen Schritten an.Die Farbe Rot belebte ihre Garderobe,die Bastelschere wurde hervorgeholt,Material eingekauft usw.
Mit jedem Schritt wurde Karla mutiger und selbstbewusster.Sie bemerkte wie langsam Stück für Stück ihr innerer Panzer bröckelte und sie immer freier atmen konnte.
Ja,Karla fing an ihren Traum zu leben.